In loser Folge

In loser Folge erscheinen hier Beiträge zu länger zurückliegenden eigenen Ausstellungen, Ausstellungsbeteiligungen und anderen künstlerischen Aktivitäten.

Ausstellung "Porta Bohemica" Jan. - März 2014 im Druckgrafikatelier Hartwig, Berlin

 Radierungen aus Böhmen von Christine Wahl, Peter Heyn und Hanif Lehmann






In Berlin wurde die Ausstellung „Porta Bohemica“ mit Radierungen von Motiven aus Böhmen eröffnet. Das Druckgraphik-Atelier im Prenzlauer Berg zeigt Werke der mitteldeutschen Künstler Peter Heyn, Hanif Lehmann und Christine Wahl.
Der Leiter der Druckgraphik-Galerie, Eberhard Hartwig, erläuterte zur Ausstellung: „Ich kam schon früh auf meinen Reisen nach Böhmen und Ungarn oft über die ,Porta Bohemica‘. Diese ,Böhmische Pforte‘ ist der Beginn des Elbdurchbruchs durch das Böhmische Mittelgebirge. Ausflüge in das Erzgebirge führten mich oftmals über die Grenze nach Böhmen. Immer war ich von Landschaft, Architektur, Geschichte, Küche und Freundlichkeit der Menschen beeindruckt“, erzählte Hartwig. Danach erläuterte er den Eröffnungsgästen Details über die Geschichte und die Kultur der böhmischen  Länder.

„Die Landschaften Böhmens faszinierten Maler und Zeichner schon immer“, sagte Hartwig. Das Interesse an Böhmen habe auch die Künstler zusammengebracht. Die beiden Hauptakteure der Ausstellung, Peter Heyn und Hanif Lehmann, hätten sich 2006 an der Ostsee kennengelernt. „Ihre Gemeinsamkeiten – die Malerei und die Druckgraphik sowie die Liebe zu Böhmen – ließen daraus eine längere Arbeitsverbindung werden“, so Hartwig.

Vor allem für in Dresden ansässige Künstler wie für Hanif Lehmann war das nahe Böhmische Mittelgebirge immer leicht erreichbar. Das zeigt sich auch in Lehmanns Schaffen: Die Arbeiten des in Schirgiswalde in der Lausitz – einstmals auch Teil von Böhmen – aufgewachsenen sächsischen Künstlers befassen sich oft mit Dichtern, ihren Werken und eben den Landschaften Böhmens. Seine schönen Graphikbände befinden sich unter anderem in der Herzog-August- Bibliothek Wolfenbüttel, im Museum Meermanno in Den Haag, im Deutschen Literaturarchiv Marbach, in der Bibliothek des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg, in der Trakl- Gedenkstätte Salzburg, in der Schweizerischen Nationalbibliothek Bern, in der Anna-Amalia- Bibliothek Weimar und natürlich in der Universitätsbibliothek Dresden.

Auch die Malerin und Graphikerin Christine Wahl stammt aus Sachsen; sie wurde 1935 in Glashütte/ Kreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge geboren. Nach dem Studium an der Hochschule der Bildenden Künste Dresden wurde sie als freischaffende Künstlerin tätig und stellte vielfach aus. Bei der Eröffnung freute sie sich gemeinsam mit Peter Heyn über die neue Schau.

Der 1959 geborene Peter Heyn studierte in Berlin. Oft sei er während seiner „Wanderjahre unterwegs nach Süden“ in Böhmen gewesen: „Böhmischer Barock – in Stein gehauen, als Skulptur an Wegkreuzungen, vor Schlössern, in Kirchen, auf Brücken – beeindruckte mich“, so Heyn. Auch heute, 15 Jahren später, beeinflußten ihn diese Kunstwerke, vor allem die des Tiroler Bildhauers Mathias Braun, der in Böhmen für Franz Anton Graf von Sporck arbeitete. Heyn wirkt als Künstler in Berlin, wo jetzt die Böhmen- Bilder gezeigt werden.

„Viele Künstler wie Caspar David Friedrich und Ludwig Richter haben zahlreiche bildnerische Zeugnisse aus Böhmen hinterlassen. Alfred Kubin und Josef Hegenbarth hatten ihre Wiegen dort stehen “, erläuterte der Künstler Hanif Lehmann gegenüber dieser Zeitung. „Von Johann Wolfgang von Goethe kennen wir eine Zeichnung des Borschen bei Bilin, den ich auch selbst auf Radierungen darstellte.“ Die vielfältige Landschaft Böhmens sei „eher lyrisch als dramatisch“, meinte der sächsische Künstler. Der natürliche Formenreichtum werde häufig von barocken Bauwerken und Bildhauerei ergänzt, was sowohl den Betrachter als auch den Zeichner inspiriere. Dies kann man in der aktuellen Ausstellung gut sehen.

Seit 1999 präsentiert der engagierte Atelierleiter Eberhard Hartwig am Prenzlauer Berg ausschließlich Druckgraphik, Hochdrucke, Tiefdrucke, Radierungen und mit diesen Techniken gedruckte Künstlerbücher. Siebdrucke, Photoradierungen und Offsetdrucke werden nur gelegentlich präsentiert.

Bis Anfang März sind in der Galerie die Böhmen-Radierungen zu bestaunen. Hanif Lehmannwird bei  der Finissage am Donnerstag, 27. Februar um 20 Uhr aus seinem in Arbeit befindlichen Graphikbuch „Mein peripherer Landschaftspalimpsest Böhmen“ lesen.     

Susanne Habel